Alternative Monatshygiene wie z. B. Stoffbinden, Menstruationstassen oder Schwämmchen

Wie kannst du deine Monatshygiene nachhaltiger und umweltfreundlicher gestalten? Was sind die Vorteile von wiederverwendbaren Alternativen wie Stoffbinden, Menstruationscups, Schwämmchen und Periodenunterwäsche?

Als ich 2006 mit unserem Online-Shop 1bis3.de begann, waren Stoffbinden oder Menstruationstassen - zumindest in Deutschland - noch sehr unbekannt und es gab auch nur wenige Bezugsquellen.

Bei meinen weltweiten Produktrecherchen für Stoffwindeln kam ich dann aber darauf, dass gerade in vielen englischsprachigen Ländern z. B. Stoffbinden in einer sehr viel größeren Auswahl - und vor allem auch in bunt - erhältlich waren. Das war damals ungewöhnlich, es gab damals zwar Stoffbinden von Imse Vimse und Popolini und von einem deutschen Hersteller, aber die gab es nur in uni weiß. Im Ausland gab es auch bunte Stoffbinden und nur in sehr, sehr wenigen Online-Shops (geschweige denn vor Ort ansässigen Geschäften) waren diese erhältlich.

Ich habe hier noch ein Bild gefunden aus Mai 2010. Damals war ich Ausstellerin in Köln beim jährlichen AFS Stillkongress.

Die Menstruationstassen und die bunten Stoffbinden waren noch erklärungsbedürftiger als die Stoffwindeln. Und einige dachten auch zuerst, dass die Stoffbinden Polster für den Autogurt sein. Davon können sie natürlich auch verwendet werden - warum nicht? (Kennt man ja von den Kindersitzen). Ein echtes Schlüsselerlebnis war die Reaktion einer Frau die sich dann später nochmals meldete: beim Stillkongress hat sie Binden aus reiner Baumwolle gekauft und war davon absolut begeistert. Denn sie reagierte mit Hautreizungen auf Kunststoffe und Kunstfasern. Und mit diesen Binden kamen sie soooo gut zurecht. Und eine solche Rückmeldung ist einfach toll. (Das waren übrigens die bunten Stoffbinden von Moonpads - leider hat die Firma vor ca. 2 Jahren die Produktion eingestellt). Und seitdem hat sich nicht nur bei uns im Shop das Sortiment stetig vergrößert und erweitert, die gesamte Alternative Monatshygiene stösst auf ein immer größeres Interesse.

Aber was ist Alternative Monatshygiene?

Gemeint sind damit alle Alternativen zu den seit einigen Jahrzehnten weit verbreiteten Einwegartikeln wie Wegwerfbinden - und slipeinlagen, Tampons.

Dabei ist die “alternative, moderne Monatshygiene” oft gar nicht soooo neu und innovativ - es sind teilweise Produkte die es seit vielen Jahrhunderten in ähnlicher Art schon gibt, aber eben jetzt in neuer Form, leichterer Handhabung und neuen Materialen erhältlich sind.

Es gibt zum Beispiel:

  • Stoffbinden und Slipeinlagen aus Stoff: waschbar & wiederverwendbar
  • Menstruationstassen aus unterschiedlichen Materialen (Kautschuk, Silikon, TPE)
  • Schwämmen Entweder aus Naturschwamm oder als Soft Tampon aus einem Schaumstoff
  • Periodenwäsche Ein Slip mit verstärktem Innenteil (Zwickel) und/oder einer Einlage die eingelegt eventuell noch befestigt wird.

Warum überhaupt eine Alternative zu den Wegwerfbinden / Wegwerftampons suchen?

Gesundheit

Die allermeisten Wegwerfprodukte bestehen aus nur wenigen Anteilen Baumwolle - auch wenn sie immer wieder damit beworben werden. Es ist eine Mischung aus Zellulose, Kunstfasern / synthetischen Materialien, Klebestoffen und sehr oft Duftstoffen. Viele Einwegbinden enthalten sogenannte Superabsorber. Diese Superabsorber sind Kunststoffpolymere die bei Kontakt mit Flüssigkeiten aufquellen und die Flüssigkeit aufnehmen. So können die Binden (oder auch Babywindeln) sehr dünn produziert werden. Problematisch ist es auch wenn die verwendete Zellulose oder Baumwolle nicht aus Bio-Anbau kommt, dann könnten noch Rückstände von Pestiziden / Herbiziden enthalten sein. Auch die verwendeten Duft- und Bleichstoffe (für das strahlende Weiß der Binde/Tampon) können problematisch sein. Natürlich sind die Wegwerfprodukte im Labor getestet und in den meisten Fällen werden die Grenzwerte nicht überschritten. ABER: ich bekomme seit vielen Jahren von vielen Frauen die Rückmeldung, dass sie auf die Wegwerfbinden gesundheitlich reagieren. Viele haben mit Hautreizungen, Rötungen, Juckreiz, trockener und wunder Schleimhaut und damit vermehrten Infektionen zu kämpfen. Ein Tampon der nicht nur das Periodenblut sondern auch die eigene Hautfeuchtigkeit aufsaugt trocknet die Scheide aus. Damit ist die Frau anfälliger für unerwünschte Bakterien und Pilze die sich dann ansiedeln können.
Künstliche Duftstoffe werden von vielen Menschen ebenfalls nicht vertragen. Der Klebestoff der Einwegbinden ist nicht atmungsaktiv, dadurch staut sich Wärme und auch das fördert unerwünschten Bakterienbewuchs.
Wenn sie dann auf alternative Produkte wechseln - sei es Wegwerfprodukte aus reiner Bio-Baumwolle oder aber gleich waschbare Binden, Schwämmchen oder Menstruationstasse verwenden - dann klingen diese Beschwerden ab.

Wohlbefinden

Viele Frauen verwenden täglich Slipeinlagen. Sei es weil sie generell viel schwitzen oder sie aus unterschiedlichen Gründen (z. B. Schwangerschaft) einen stärkeren Ausfluss haben. Die Unterwäsche mehrmals täglich zu wechseln ist oft nicht möglich, also greifen sie auf die Slipeinlagen zurück. Mit waschbaren Slipeinlagen aus z. B. reiner Baumwolle oder Viskose fühlen sich viele einfach wohler. Diese riechen nicht, sind atmungsaktiv, luftig und saugen vor allem auch gut den Schweiß auf. Viele Frauen empfinden die Slipeinlagen aus Zellstoff als sehr klebrig und unangenehm. Eine waschbare Einlage ist eher wie eine “verstärkte Unterwäsche.”

Unabhängigkeit

Selten zuvor haben wir unser Abhängigkeit von Lieferketten und schnellem Zugang zu einer Drogerie/Supermarkt so bemerkt wie in den letzten Wochen der “Corona-Zeiten”.
Früher war der Punkt Unabhängigkeit für mich eher: ich muss nicht daran denken Binden/Tampons einzukaufen und bin auch nicht abhängig davon dass meine Supermarkt am Sonntag nicht geöffnet hat. Nun hat die Abhängigkeit von ständig nachzukaufenden Produkten einen anderen Stellenwert bekommen.
Im März/April 2020 machten auch viele Frauen in Deutschland eine komplett neue Erfahrung: es gab teilweise sehr geplünderte oder leere Regale in den Drogerien. Viele haben sich noch eingedeckt und die Großhändler schafften es oft nicht die fehlenden Produkte so schnell nachzuliefern wie die Gesellschaft es gewohnt war. Das könnte in Zukunft öfter drohen. Denn auch die Produktionen müssen mit Rohstoffen beliefert werden. Das macht sich dann erst in der Zukunft bemerkbar, dann wenn die Lager wirklich leer sind. Oder die Preise steigen dann erheblich an (ich sag nur Desinfektionsmittel oder Schutzmasken!)

Mehrwegprodukte müssen natürlich gewaschen werden, aber die gewaschenen Binden liegen dann bereit für die nächste Periode. Und es ist egal ob es Sonntag oder Feiertag ist. Und auch für den Urlaub z. B. Campingurlaub kann schon eine Tasche mit Binden komplett fertig gerichtet sein. Einfach in den Wohnwagen packen und bei einer spontanen Tour kannst Du dann darauf zurückgreifen. Auch wenn Du krank bist - oder sogar in Quarantäne musst. Die Mehrwegprodukte hast Du im Haus und musst keinen damit beauftragen Dir noch Binden / Tampons einzukaufen.

Nachhaltig

Natürlich müssen auch Mehrwegprodukte aus Rohstoffen gefertigt werden. Aber nur einmal und dann können diese viele Jahre verwendet werden. Einwegprodukte müssen kontinuierlich gefertigt werden. Und das ist nicht nur ein immer wieder anfallender Rohstoffverbrauch, sondern es bedeutet auch die Rohstoffe an die Produktionsstätte zu liefern. Dort werden sie verarbeitet und verpackt und weiter an den Großhandel - Einzelhandel - Endverbraucher geliefert. Gerade die Verpackungen der Binden sind aufwendig. Es sind teilweise mehrere Klebefolien die abgelöst werden - diese werden nicht receycelt sondern in den Restmüll gegeben. Die einzelnen Binden sind oft in Folie oder bunt bedruckte Kartons verpackt. Diese einzelnen Verpackungen werden in Transportkartons verpackt, oft noch auf eine Palette gepackt und mit Transportfolie umhüllt.

Schließlich werden die Einwegbinden und Tampons gekauft, verwendet und weggeschmissen. Die Entsorgung ist nun ein weiterer Punkt in der Kette:
Einwegbinden und Tampons dürfen nicht in die Kanalisation gelangen. Das führt zu bösen Verstopfungen nicht nur im eigenen Rohrsystem. Also müssen sie in den Restmüll. Und der Restmüll muss auch wiederum abgeholt und entsorgt werden. Ein weiterer Transport also auch hier - und auch die weitere Entsorgung ist nicht unproblematisch (Superabsorber!)
Mehrwegprodukte werden produziert, natürlich dann auch in den Handel gebracht und gekauft - doch dann werden die Binden ganz normal in der anfallenden Haushaltswäsche mitgewaschen. Menstruationstassen werden zwischendurch gereinigt und zum Ende der Periode ausgekocht. Egal ob waschare Binden, Schwämmchen oder Tassen: alle halten viele Jahre. Hier wird also wesentlich weniger an Ersatz benötigt.

Somit schonen Mehrwegprodukte:

  • Rohstoffe für die Produktion
  • und für die Verpackung.
  • Es entstehen weniger häufig Transporte
  • und die Mehrwegprodukte erzeugen wesentlich weniger Müll am Lebensende.

Kosten

Über die Kosten streiten sich immer wieder viele. Einwegprodukte fallen immer wieder an und daher fallen die Beträge oft nicht so auf. Mehrwegprodukte sind in der Anschaffung erstmal teurer, dafür können sie aber auch für viele Jahre verwendet werden. Stoffbinden so lange bis der Stoff zerreisst, Menstruationstassen sollen (je nach Hersteller) alle 5-8 Jahre gewechselt werden (oder bis das Material ermüdet).

Es gibt sehr, sehr günstige Einwegprodukte und es gibt auch viele Frauen die nur eine schwache/kurze Periode haben. Diese kommen dann mit sehr wenigen Binden/Tampons zurecht. Allerdings bräuchten auch sie nur sehr wenige Binden. Die Kosten für die Müllentsorgung merken die meisten gar nicht da diese Kosten ja sowieso anfallen. Die Produkte müssen aber aufwändig entsorgt werden und die Müllentsorger legen solche Kosten auf alle um. Das wird also von der Allgemeinheit getragen.

Laut einem Bericht des Spiegel zahlt eine Frau im Lauf ihres Lebens ca. 680 Euro für Wegwerfprodukte. Die Anschaffung einiger Menstruationstassen und Stoffbinden kommen auf jeden Fall günstiger. Und wer Stoffbinden selber näht, spart noch mehr Geld.

Fazit

Die Verwendung von Alternativen Produkten während der Menstruation ist also nicht nur gesundheitlich und für das eigene Wohlbefinden besser, sondern schont die Umwelt sowie das eigene Portemonnaie und macht unabhängiger von Lieferketten und Öffnungszeiten.

In den nächsten Wochen werde ich noch weitere Blogartikeln zu den einzelnen Möglichkeiten vorbereiten (Stoffbinden, Menstruationstassen, Schwämmchen, etc). Darin stelle ich dann die Vor-und Nachteile vor. Wer sich schon mal vorab informieren möchte - in unserem Shopbereich gibt es auch schon sehr viele Infos dazu.

Und auf unserem YouTube Kanal gibt es auch ein Video über die Alternative Monatshygiene.

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