Welcher Stoff für Stoffwindel, Stoffbinde oder Periodenunterwäsche?

Welche Stoffe eignen sich am Besten dafür selber Stoffwindeln oder Binden aus Stoff zu nähen?

Welcher Stoff für Stoffwindel, Stoffbinde oder Periodenunterwäsche?

Das Angebot an Stoffen um Stoffwindeln oder Stoffbinden selber zu nähen wird ja immer größer, auch in unserem Shop haben wir viele wirklich gut saugende Stoffe. Und immer wieder erreichen mich Anfragen wie: “Welcher Stoff eignet sich am Besten für eine Windel?” (oder Stoffbinde oder Trainerwindel, etc.)

Ich bin der Meinung, dass das nicht mit einem Wort zu beantworten ist. Eher mit einigen Gegenfragen. Denn wenn die beantwortet sind, dann kann ich sagen: “Ok, Stoff 1 oder Stoff 2 oder bitte beide mal ausprobieren”.

Darum möchte ich hier eine kurze Auflistung geben, nach welchen Kriterien sich die Stoffwahl richten kann:

Stoffart

Welchen Stoff benötige ich? Einen Stoff mit Frottee damit er z. B. flüssigen Muttermilchstuhl etwas verfestigt? Oder eher einen Musselinstoff (wie eine Mullwindel)? Oder einen glatten Oberstoff für eine Stoffbinde?

Soll der Stoff schnell aufsaugen? Dann sind Mikrofaser, Baumwolle, Bambusviskose gut geeignet. Soll der Stoff eher langsam aufquellen und speichern? Dann Hanfstoffe wählen.

Wie flexibel soll der Stoff sein? Wie weit soll er sich dem Körper anschmiegen? Danach richtet sich auch die Auswahl. Denn ein dicker Hanf- oder Baumwollfleece ist dann z. B. für einen leichten Periodenslip nicht geeignet. Aber diese Stoffe sind wiederum hervorragend für Saugeinlagen oder auch manche Stoffbinden zu gebrauchen.

Auch beim Nässeschutz aus PUL-Stoffen gibt es Unterschiede: wir haben einen ganz dünnen Nässeschutz genannt “Softies”. Der eignet sich gut für dünne Stoffbinden, Periodenslip oder Trainerwindeln, muss aber zwischen zwei andere Stofflagen eingenäht werden. Die unifarbenen oder gemusterten PUL-Stoff die elastisch sind sind sehr gut für Überhosen, All-in-One Windeln, Pocketwindeln, Wetbag oder auch als Rückseite (Nässeschutz) für Stoffbinden geeignet. Diese PUL-Stoffe sind meist etwas dicker und wären daher wahrscheinlich nicht sehr beliebt als Nässeschutz in einem Periodenslip. Und dann gibt es noch gewebte Stoffe mit einer PU-Beschichtung - die eignen sich nur für z. B. Unterlagen, Kissen, eventuell Lätzchen. Denn diese Stoffe sind fest und nicht elastisch.

Schnittmuster & Näherfahrung

Gibt es schon ein Schnittmuster? Dann ergibt es sich ja schon oft von selber, in welche Richtung die Stoffwahl gehen sollte. Denn manche Schnittmuster sind nicht für elastische Stoffe (Wirkware, Jersey, Strickstoffe) geeignet. Sie benötigen einen gewebten Stoff. Kann ich mit elastischen Stoffen umgehen und gut vernähen: dann eignen sich leicht elastische Stoffe ganz gut. Für Anfänger sind oft festere, gewebte Stoffe einfacher.

Kosten:

Ein Thema das besonders diejenigen betrifft die bei uns Stoffe für ihr Gewerbe einkaufen. Aber natürlich auch Endkunden die schon wissen welche Stoffart, aber welche Qualität? Zertifiziert oder nicht? Bio oder Konventionell?

Ganz klar: Stoffe aus reiner Bio-Baumwolle oder Hanf, Leinen, Wolle sind am teuersten. Günstiger sind Mischgewebe aus Bio-Baumwolle mit Viskose oder Polyester. Ebenfalls günstiger sind Viskosestoffe sehr beliebt z. B. aus Bambuszellfasern. Oder Baumwolle aus konventionellen Anbau - auch die ist günstiger als Bio-Baumwolle.

Nachhaltigkeit

Nächster Punkt: wie wichtig ist mir die Anbauqualität? Wenn Baumwolle ausgesucht wird - wie wichtig ist mir dann die Bio-Qualität? Eventuell sogar eine Zertifizierung wie das GOTS Siegel (Hier schiebe ich einen Hinweis ein: wir haben einige GOTS zertifizierte Stoffe im Sortiment, diese sind aber nicht so von uns gekennzeichnet. Um nämlich GOTS zertifizierte Stoffe verkaufen zu dürfen, müsste unser Betrieb zertifiziert werden und das ist mit Kosten und Aufwand verbunden.) Auch der Unterschied zwischen Lyocell (z. B. unter dem Markennamen Tencel bekannt) und Viskose macht sich finanziell bemerkbar. Lycoell (Tencel) ist wesentlich teurer als vergleichbare Viskosestoffe.

Wenn also diese Punkte geklärt sind:

  • Wofür benötige ich den Stoff genau? Innen, außen, angerauht, glatt, in Kombination mit anderen Stoffen oder alleine.
  • Wie gut kann ich (oder eine Näherei) damit umgehen?
  • Wie wichtig sind mir Kriterien in der Stoffproduktion?
  • Wieviel möchte ich ausgeben?

dann am Besten Probestücke bestellen (wir verkaufen die Stoffe ab einer Länge von 20 cm) und ein Probestück nähen. Ausprobieren und testen. Oft gibt es ja auch schon ein Stück, das man einfach nur nachnähen möchte. Dann ist die Auswahl schnell getroffen, da muss einfach nur ein sehr ähnlicher Stoff ausgewählt werden.

Und im Endeffekt kann es sein, dass ein Mensch sagt: “Super, meine Stoffbinden mit Saugkern aus Bambusviskose/Baumwolle sind total klasse” und jemand anderes “Super, meine Stoffbinden mit einem Saugkern aus Baumwollflanell sind total klasse.” Und beide haben für sich den besten Stoff entdeckt.

(Und ich hätte vielleicht gesagt: “Super, ich finde Baumwollfrottee total klasse.”)

Mehr über Stoffe für Stoffwindeln und Stoffbinden gibt es auch im Shopbereich.

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